Presse

Mysterium und Mummenschanz


Falter,  21.9.2022: 

Dan Knopper: Voll die Verarsche

Wer im Opening zur Signation der legendären Originalserie „Hawaii Five-O“ mit Superman-Cape über die Bühne fliegt, macht von Anfang an alles richtig. In der Version von Sammy Davis Jr. heißt der Titel nämlich „You Can Count On Me“ – und mit Dan Knopper darf in Zukunft gerechnet werden. Der bislang vorrangig als Singer/Songwriter in Erscheinung getretene Steirer versammelt in seinem Kabarettdebüt „Salon Sieglinde“ – ausgezeichnet mit dem renommierten „Grazer Kleinkunstvogel“ – auf höchst vergnügliche Weise ein Dutzend Kleinkunstcharaktere zu einem trashigen Varieté. Voll die fröhliche Verarsche. Knopper ist dabei nicht nur blödsinnig lustig, sondern auch politisch satirisch. Passt.

Kronen Zeitung, 14.5.2022:

Mysterium und Mummenschanz

Im Oktober 2021 hat Dan Knopper den Grazer “Kleinkunstvogel” gewonnen. Nun präsentierte der Deutschlandsberger im Theatercafé sein erstes Programm. Darin lädt er in den “Salon Sieglinde”, in dem so manch skurrile Figur ihren Auftritt feiert. Doch der Steirer liefert in seiner One-Man-Show weit mehr als die Kunst der Imitation. Er macht aus Kleinkunst großes Theater – und umgekehrt.

Dan Knopper steht keine Stunde auf der Bühne, da erreicht das Grazer Theatercafé bereits die erste Protestnote: “Das ist fadenscheiniger Mummenschanz”, empört sich ein Ex-BZÖ-Politiker, der selbst seine Brötchen mit fadenscheinigem Mummenschanz verdient.
Es sind solche moralischen Spitzfindigkeiten, die Dan Knopper in seinem “Salon Sieglinde” mit großem Gusto vorführt. Dafür lässt er eine Parade an skurrilen Figuren antanzen, die er mit minimalen Verkleidungen und maximaler Schauspielkunst alle selbst verkörpert: Von der Hausherrin Sieglinde, die in unverständlichem Dialekt spricht, aber kein Verständnis für die Lieder des französischen Chansoniers hat, über den Vorstand des Stockschützenvereins, der sich weigert zu gendern, bis er selbst zum Opfer des “Mitmeinens” wird, bis hin zum noblen Gentleman, der sich nichts mehr wünscht als eine Ehrverletzung seiner Freundin, damit er endlich richtig zuschlagen kann.
An künstlerischen Mitteln fährt Knopper dabei alles auf, was er irgendwie pointenreich in seine One-Man-Show zu verpacken weiß: Musik, Literatur, Poetry-Slam und sogar antike Mysterienspiele. Letzteres ist der einzige Weg, um die Teleshopping-Verkäufer-Qualitäten eines gewissen Sebastian Kurz auf die Bühne bringen zu können.
Kurz und gut: Dan Knopper hat seinen eigenen Weg gefunden, mit Kabarett-Klischees zu spielen. Dass er Theater-Erfahrung hat, ist dabei hilfreich. Doch die Art und Weise, wie er Kleinkunst und großes Theater vermischt, ist trotzdem keine Selbstverständlichkeit. Ein mehr als gelungenes Debüt.